Gastvortrag Christoph Haffter, Universität Basel
Liveness, Organisches und Exzess
Musik ist kein Lebewesen. Aber sie kann erscheinen, als sei sie lebendig. Wer so spricht, verwendet den Begriff des Lebens als ästhetische Kategorie. Lebendigkeit bezeichnet dann eine besondere Erfahrungsqualität musikalischer Darbietungen. Diese Kategorie des Lebens gehört zu den Kernthemen der idealistischen Musikästhetik: Gelungene Werke erscheinen ihr als lebendige Organismen. Der jüngeren Musik wurde dieses Ideal des Organismus aus unterschiedlichen Gründen zum Problem, nicht zuletzt weil die elektronische Musik auf die Bühnenpräsenz lebendiger Subjekte verzichten kann. Die musikalische Kategorie des Lebens nimmt in der Gegenwart daher neue Formen an.
Im Vortrag sollen drei solcher Formen diskutiert werden: die elektroakustische Inszenierung von Liveness (Steven Takasugi), das Formmodell des organischen Wucherns (Pierluigi Billone) und das Kompositionsprinzip des kontrollierten Exzesses (Saturationismus).
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